Die Gastronomie ist wohl der Lieblingsprellbock der Bundesregierung. Schwer gezeichnet vom vergangenen Lockdown hat sich für die Gastronomie über den Sommer langsam ein wenig Entspannung angesagt. Aber es ist schon wieder aus und vorbei: Die vom Gesundheitsminister veröffentlichen Zahlen zeigen einen explosionsartigen Anstieg von infizierten Menschen. Insbesondere die steigenden Zahlen in Wien seien laut Minister Anschober sehr besorgniserregend. Deshalb hat er auch gleich als erstes die Gastronomie im Visier. „Absagen aller Veranstaltungen mit über zehn Personen, Personenbeschränkungen an den Tischen, Masken rauf, Masken runter, Tische und Sitze desinfizieren usw. haben die Gäste nun soweit verunsichert, dass die Reservierungen nun wieder storniert werden. Nach dem abgetötetem Muttertagsgeschäft tötet die Bundesregierung nun auch die Weihnachtsfeiern“, so der Döblinger FPÖ-Mandatar und Heurigenwirt, LAbg. Michael Eischer.
Nun stellt sich die Frage, wie man unter diesen Bedingungen am 11. Oktober Wien Wahlen abhalten will. 1,3 Millionen Wiener und Wienerinnen sind aufgerufen, sich zu den Wahlurnen zu bewegen. Tausende Menschen werden sich in den jeweiligen Wahllokalen die Klinke in die Hand geben, ihre Ausweise Wahlbeisitzern überreichen, die davor schon unzählige andere Ausweisdokumente in Händen hielten und in engen Wahlkabinen den gleichen bereitliegenden Stift benützen. Die hölzernen Wahlkabinen nach jedem Wähler zu desinfizieren ist obsolet – Holz ist ein Rohstoff, der sich nur sehr schlecht für eine Desinfektion eignet. „Aus diesem Grund sind auch Holzbretter und Holzarbeitsflächen aus dem Gastronomiebereich verbannt worden“, erinnert Eischer.
Ein Großteil der Wahlbeisitzer sind Pensionisten, also der größten Risikogruppe zuzurechnen. Von diesen Menschen wird nun erwartet, dass sie sich freiwillig der Gefahr einer Infektion aussetzen. „Das zweierlei Maß zwischen Gastronomie und Wien-Wahl ist nicht nachvollziehbar. Ist das Coronavirus stärker und gefährlicher für Menschen bei Lokalbesuchen als beim Urnengang?“, fragt Eischer.
Besonders bedenklich ist, dass bei dieser Wahl die Mobilisierung entscheidend sein wird. Es werde – so Politologen – jene Partei gewinnen, die die meisten Wähler zum Urnengang motivieren kann und damit gleichzeitig aufruft, sich und andere zu gefährden. Zusammengefasst bedeutet diese Vorgehensweise, dass 11 Personen in der Gastronomie eine größere Gefahr als 1,3 Millionen Wähler und das Ein- und Ausgehen tausender Menschen in die Wahllokale weniger ansteckend ist als ein Lokalbesuch.
„Wenn es machbar ist, Wahlen mit 1,3 Millionen Wahlberechtigten durchzuführen, warum tötet ihr dann die Gastronomie?“, so Eischer abschließend.